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Schloßkirche
Von Stadtwiki
Die Schloßkirche befindet sich am Schloßberg 10 in Pforzheim. Sie ist die bedeutendste der Pforzheimer Kirchen und wurde nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Gottesdienste sind sonntags um 10:00 Uhr.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Die heute evangelische Schloßkirche St. Michael in Pforzheim ist in ihren ältesten Teilen im frühen 13. Jahrhundert erbaut. Den 1470 angefügten Stiftschor schuf Hans Spryß von Zaberfeld.
Von 1460 bis 1555 wurde hier ein Kollegiatstift eingerichtet. Mit der Einführung des Protestantismus wurde die Kirche evangelisch. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wurde die Kirche als Grablege der Markgrafen von Baden genutzt.
Da die Schloßkirche eines der wenigen, alten und erhaltenen Baudenkmäler in Pforzheim ist, spricht man auch von dem "Steinernen Geschichtsbuch" der Stadt Pforzheim.
Beim schwersten Luftangriff am 23.02.1945 Luftangriff auf Pforzheim stark beschädigt, wurde sie nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Für den Wiederaufbau engagierte sich maßgeblich die Stiftung der Freunde der Schloßkirche Pforzheim, die sich heute (inzwischen als Verein) auch weiter um den Erhalt bemüht.
Ausstattung
Emil Lacroix legte 1934 eine repräsentative Darstellung der Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale in Stadt- und Landkreis Pforzheim vor. Wäre das badische Amt für Denkmalpflege nicht gewesen, hätte Pforzheim auch die berühmten Fürstendenkmäler der Renaissance im Stiftschor der Pforzheimer Schloßkirche St. Michael verloren. Bereits 1942 setzte Lacroix sich dafür ein, die wertvollsten Grabdenkmäler der Schloßkirche durch Mauern und Betondächer vor Luftangriffen zu schützen. Tatsächlich konnte er dieses Ziel 1943 mit dem Bau entsprechender Schutzhäuser erreichen, die den Bomben standhielten. Auf frühen Nachkriegsfotos sind diese Schutzhäuser noch zu sehen.[1]
Folgende fürstlichen Grabdenkmäler im Stiftschor in der Schloßkirche zu Pforzheim wurden durch Mauern und Betondächer vor Luftangriffen geschützt:
- Markgrafen Ernst Friedrich und Jakob III. von Baden-Durlach
- Karl II. von Baden-Durlach sowie Kunigunde von Brandenburg-Kulmbach und Anna von Pfalz-Veldenz
- Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach
- Markgraf Ernst und Ursula von Rosenfeld
Folgende fürstlichen Grabdenkmäler im Stiftschor in der Schloßkirche zu Pforzheim wurden nicht durch Mauern und Betondächer vor Luftangriffen geschützt:
- Anna Marie von Baden-Durlach,
- Marie von Baden-Durlach, Kriegsverlust: Christoph Timm erklärt dazu: „Dem Luftangriff vom 23.Februar 1945 fiel das reizende Grabmonument für Prinzessin Maria von Baden zum Opfer, das leider nicht geschützt war.“[2]
Altäre
Die gesamte Kirchenausstattung der Gotik der Schloßkirche ging in der Reformationszeit verloren. Diese bestand aus 17 urkundlich bezeugten mittelalterlichen Altären:[3]
- St. Thomas- und Andreas Altar (vor 1350)
- St. Jakobsaltar (1452)
- St. Jodocusaltar (1440)
- St. Maria und Magdalenen-Altar (1448)
- St. Maria- Allerheiligen-Altar (1451)
- St. Johannisaltar (1468)
- St. Jost-Altar (1471)
- St. Sebastiansaltar (1488)
- Dreikönigsaltar (1488)
- Heilig-Kreuz-Altar (1488)
- St. Peter- und Paul-Altar (1488)
- St. Matthäus-Altar (1488)
Grabdenkmäler
- Anna Marie von Baden-Durlach,
- Albrecht den Jüngeren von Baden-Durlach,
- Marie von Baden-Durlach
- Markgrafen Ernst Friedrich und Jakob III. von Baden-Durlach
- Karl II. von Baden-Durlach sowie Kunigunde von Brandenburg-Kulmbach und Anna von Pfalz-Veldenz
- Markgraf Bernhard den Jüngeren von Baden-Durlach
- Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach
- Markgraf Ernst und Ursula von Rosenfeld
- Martin Achtsynit sowie Elisabeth geb. von Jestetten und Barbara geb. Goeslin
Denkmäler
Gruft
Margarethenkapelle
Die sogenannte Margarethenkapelle wurde um 1320 - 1350 an die Nordseite des Langhauses der Schloßkirche angebaut. Ihre ursprüngliche Zweckbestimmung ist unklar. Der Name, dessen Überlieferungsgeschichte weitgehend im Dunkeln liegt, scheint eine Verbindung zur "Märtyrerin" Margaretha von Pforzheim herzustellen, deren Reliquien im Mittelalter in der Schloßkirche verehrt wurden, jedoch nach allen vorliegenden Quellen gerade nicht in dieser Kapelle. Der Figurenschmuck an der Außenseite der Kapelle wurde lange Zeit im Licht der Märtyrerlegende gedeutet, was nach heutigem Forschungsstand jedoch in Zweifel gezogen wird.
Bronzetüren
Eine zweiflügelige Eichenholztüre (3,45 X 2 m) wurde mit dünnen Bronzeplatten beschlagen, die durch ein an pflanzliche Motive anklingendes Durchbruchornament gestaltet sind. Auf dieser fast graphisch wirkenden Fläche stehen einzelne, fast vollplastische Figurengruppen. Das Ornament überzieht in Verdichtung und Lockerung wechselnd, bald in winkeligen, bald in gewellten Formen den goldgelb durchschimmernden eichenen Holzgrund.[4]
Die Figurengruppen zeigen als Thema:
- Sturm auf dem Meer
- Judaskuss
- Steinigung des Stephanus
- reuiger Petrus
- gefangener Paulus
- St. Michael, der Schutzpatron der Kirche, im Kampf mit dem Drachen
Glasfenster
In den Jahren 1959 bis 1967 schufen Carl Crodel, Valentin Feuerstein und Klaus Arnold die moderne Farbverglasung der Schloßkirche. Klaus Arnold hat die Buntverglasung im Langhaus geschaffen. Die Schöpfungsgeschichte und die neutestamentlichen Verkündigungen hat er abstrakt in glühenden Farbkompositionen dargestellt. Valentin Peter Feuerstein gestaltete den südlichen (Taufkapelle) und nördlichen Diagonalchor unter anderem mit Motiven der Stadtgeschichte. Karl Crodel schuf im Stiftschor unter anderem Bilder des Todes und der Vergänglichkeit für eine völlig zerstörte Stadt. Von ihm stammt auch die Verglasung über der Orgel.[5]
Museum Johannes Reuchlin
Von 1455 bis 1522 hatte Johannes Reuchlin in der zweigeschossigen Sakristei der Schloßkirche ein Studierzimmer und seine Bibliothek. Am 7. September 2008 wurde in der im äußeren Erscheinungsbild wiederaufgebauten Sakristei, die früher auch als Reuchlinkolleg bezeichnet wurde, das Museum Johannes Reuchlin als Dokumentationsstätte für diesen "ersten deutschen Humanisten" eröffnet.
Literatur
- Ein Führer durch die Kirche, herausgegeben von den Freunden der Schloßkirche, ist in der Reihe "Kleine Kunstführer" (Nr. 2215) beim Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, erschienen (1. Auflage 1996) und kann in der Kirche erworben werden.
Einzelnachweise
- ↑ Das Schutzhaus für die Fürstendenkmäler . In: Die Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 231.
- ↑ Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 77.
- ↑ Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 199-236, hier S. 213.
- ↑ Emil Lacroix: Zwei Türen von Alfred Erhart und Jürgen Weber an historischen Kirchen [1]
- ↑ Artikel in der Pforzheimer Zeitung vom 04.05.2012 Prächtige Glasfenster: Schloßkirche jetzt täglich zur Besichtigung geöffnet [2]