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Bernhard Karl Becker
Von Stadtwiki
Bernhard Karl Becker (* 9. Februar 1899 in Pforzheim; † 29. März 1991 in Schwetzingen) war Emaille-Maler.
Inhaltsverzeichnis |
Beruflicher Werdegang
- 1915 - 1917: Studium an der Kunstgewerbeschule Pforzheim bei Bert Joho und Adolf Hildenbrand
- 1921 - 1923: Tätigkeit als Emaille-Maler in Pforzheim und Tätigkeit als Ausbilder für Email-Malerei in Bukarest für 15 Monate .
- 1924 - 1929: Tätigkeit als Emaille-Maler in Mailand. Studium an der Accademia di Brera. Freundschaft mit den Malern Carlo Carrá und Giorgio di Chirico.
- 1929 - 1933: Tätigkeit als Emaille-Maler in Pforzheim. Fortsetzung des Studiums an der Pforzheimer Kunstgewerbeschule bei Adolf Hildenbrand. Freundschaft mit dem Architekten Karl Gerstung.
- 1933: Verlust des Jahrespreises der Pforzheimer Kunstgewerbeschule wegen Verteilens von Anti-Kriegs-Flugblättern. Haft und Gefängnisstrafe wegen Einsatz für jüdische Mitschülerinnen der Pforzheimer Kunstgewerbeschule. Mit dem Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25. April 1933 wurde die Zahl der Neuaufnahmen jüdischer Schüler und Studenten auf 1,55 % beschränkt.
- 1933 - 1937: Hochschulwechsel an die Badische Hochschule der bildenden Künste nach Karlsruhe, Meisterschüler bei Hans Adolf Bühler.
- 1936: Wandbilder im Studentenhaus der Technischen Universität Karlsruhe. Weiterhin Studium an der Badischen Hochschule der bildenden Künste in Karlsruhe, Ausbildung in Maltechnik bei Siegfried Cerny.
- seit 1937: Wohnsitz in Karlsruhe.
- 1938 - 1942: Freier Künstler in Karlsruhe.
- seit März 1945: Wohnsitz in Schwetzingen und freier Künstler in Schwetzingen. Ehe mit Paula Rapp.
- 1947: Mitglied der Künstlergruppe „Der Kreis“ in Karlsruhe.
Werke
in Pforzheim
- Wandbild im Zollamt, 1954. Die Stirnseite der großen Schalterhalle im Zollamt wird mit einem großen, farbigen Wandmosaik geschmückt. Es stellt den antiken Götterboten Hermes dar. Das Wandmosaik wurde 1954 nach einem Entwurf des Malers Bernhard Karl Becker von Rolf Gröger aus Pforzheim geschaffen.
- Wandbild im Gesundheitsamt, 1955
- Restaurierung der Wandbilder am Bezirksamtsturm, 1963
- Wandbild in der Pausenhalle der Schanzschule, 1963
- Wandbilder in der Kinderklinik, 1968
- Gemälde „Pforzheim, 23. Februar 1945“, 1954 (Pforzheimer Kunstsammlung)
- Gemälde „Unsere Schlosskirche“, 1945 (Pforzheimer Kunstsammlung)
außerhalb von Pforzheim
- Wandbild im Großen Sitzungssaal des Landgerichts Mannheim
- Wandbild in der Bezirksgewerbeschule Weinheim
- Wandkeramik in der Bezirkssparkasse Heidelberg
Grund- und Lebenseinstellungen
Becker studierte 1915/'16 in seiner Heimatstadt Pforzheim an der Kunstgewerbeschule in der Holzgartenstraße bei den Professoren Adolf Hildenbrand und Bert Joho. Nach einer Unterbrechung seines Studiums setzte er 1929 sein Studium an der Kunstgewerbeschule bei Adolf Hildenbrand fort. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die am 5. März 1933 in Pforzheim 57,5 Prozent der Wählerstimmen erhielten, kam er für vier Wochen ins Gefängnis, weil er sich für zwei jüdische Mitschülerinnen eingesetzt hatte. Das Verteilen von Anti-Kriegs-Flugblättern kostete ihn den Jahrespreis der Schule. Im Gefängnis musste er eine Unterlassungserklärung unterschreiben, sich aller Äußerungen gegen Hitler und die NS-Regierung zu enthalten; andernfalls wurde ihm mit der Einweisung in ein Konzentrationslager gedroht. Er unterschrieb und hielt den Mund, arbeitete als Künstler aber weiter. Mit Hilfe seines Lehrers Adolf Hildenbrand konnte er an der Kunstakademie in Karlsruhe weiter studieren, wurde aber ständig überwacht.
Ulf-Udo Hohl, ein langjähriger Weggefährte Beckers, erinnerte sich 2009:
- „Bernhard Karl Becker verstand sich als Humanist und Pazifist. Künstlerisch sah er sich als Romantiker, den politische Realitäten und der Krieg, ‚ausgelöst durch die Dummheit vernebelter Hirne‘, zu dem Versuch trieben, die politische Wahrheit in ernsthafter Malerei auszudrücken.“
Davon zeugen unter anderem die Ölbilder "Feuersturm" (ohne Datum) und "Zerstörung Pforzheims" (1956) sowie die Federzeichnung "Kriegsende" (1972).
Hohl beschrieb Beckers politische Haltung:
- „Die schrecklichen und blutigen Ereignisse in Vietnam und der aufkommende Neonazismus waren die zentralen Themen, die ihn immer wieder umtrieben und beim politischen ‚Jour fix‘" [den Becker Mitte der 1960er mit initiiert hatte] "zur Sprache kamen.“
Literatur
- Ulf-Udo Hohl, in: Schwetzinger Zeitung 21.2.2009
- Werner Weißbrodt: Das Portrait – Der Maler Bernhard Karl Becker, in: Blickpunkt Pforzheim, Hrsg.: Stadt Pforzheim (Kulturamt), 1979, S. 34 ff.
- Becker, Bernhard Karl . In: Christoph Timm:Pforzheim. Kulturdenkmale in den Ortsteilen Pforzheim 2006, S. 342 bis S. 376: Baumeister und Bildhauer. Kleines Who-is-Who der baubeteiligten Künstler, hier S. 345.