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Deutsche Friedens-Gesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
Von Stadtwiki
Die Deutsche Friedens-Gesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) ist ein überregionaler Verband von Pazifisten. Zeitnah der Gründung 1892 wurde auch die Ortsgruppe Pforzheim ins Leben gerufen.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte bis 1945
Angeregt durch Bertha von Suttners Roman „Die Waffen nieder!“ gründet 1892 der Pforzheimer Industrielle Adolf Richter in Pforzheim die Ortsgruppe der „Deutschen Friedensgesellschaft“. Die allgemeinen Ziele werden 1902 formuliert:
- Aufklärung über das kulturwidrige Wesen des Krieges;
- Bekämpfung nationaler Vorurteile;
- Internationale Schiedsgerichtsbarkeit;
- Abrüstung.
Im Ersten Weltkrieg wendet sich die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) sofort gegen alle Eroberungspläne und bemüht sich, Kaiser und Regierung zu einem Verständigungsfrieden zu bewegen. Ihre Tätigkeit wird eingeschränkt und behindert durch Presse- und Briefzensur, Versammlungsverbote, Hausdurchsuchungen und Festnahmen von Kriegsgegnern.
In der Weimarer Zeit liegt die Arbeit der Pforzheimer Gruppe bis zur Wiedergründung 1926 brach. Ab jetzt stellt nicht mehr das liberale Bürgertum, sondern die Linke und vor allem die Arbeiterjugend die Mitglieder und Versammlungsteilnehmer. Im Saal des Bernhardushofes in der Durlacher Straße spricht unter anderem der katholische Professor Keller aus Freiburg: „Statt Panzerkreuzer zu bauen, sollte man soziales Elend mildern“. Die „radikalen Pazifisten“ setzen auf massenhafte Kriegsdienstverweigerung, Arbeitsverweigerung in Rüstungsbetrieben und deren Umstellung auf zivile Produktion. Bei Demonstrationen 1932 in Pforzheim warnen Mitglieder der DFG, der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) vor Faschismus und Kriegsgefahr.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) 1933 werden die Geschäftsstellen der DFG durchsucht, Akten beschlagnahmt und die Zeitschrift „Das andere Deutschland“ verboten, 1935 folgt die offizielle Auflösung der DFG. Ab 1939 nehmen die Verhaftungen von Kriegsgegnern zu, oft sind es „Ernste Bibelforscher“, heute „Zeugen Jehovas“, die kriegsvorbereitende Maßnahmen, Arbeit in der Rüstungsproduktion und Kriegsdienst verweigern. Die Vorwürfe der gleichgeschalteten Justiz lauten auf „Wehrkraftzersetzung, Sabotage in der Rüstungsindustrie, Entfernung von der Truppe, Beihilfe zur Fahnenflucht, Feindbegünstigung, Anti-Kriegs-Propaganda“. Die Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 ist ein Beleg für prophetische Analyse der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) 1932: „Hitler heißt Krieg, Not, Hunger und Elend für das ganze deutsche Volk“.
Geschichte seit 1945
1946 wird die DFG in den Westzonen wieder zugelassen. Es gibt in Pforzheim zwar Proteste gegen die Wiederbewaffnung bzw. die geplante Stationierung von Atomwaffen in der BRD, die Gewerkschaftsjugend ist aktiv gegen den NATO-Beitritt der BRD und wendet sich 1958 in einer Kundgebung auf dem Turnplatz gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr, finden 1966 und 1968 Ostermärsche gegen den Vietnam-Krieg und die Notstandsgesetze auch in Pforzheim statt, aber erst 1970 kommt es zur Wiedergründung der lokalen DFG. Schwerpunkt der Gruppe ist die Beratung von Kriegsdienstverweigerern und die Mitarbeit in lokalen Bündnissen wie gegen den Militärputsch in Chile 1973 und in den siebziger Jahren gegen die Atomindustrie.
In der achtziger Jahren beteiligen sich DFG-Mitglieder an den Aktionen der Friedensinitiative Pforzheim, so 1981 und 1983 bei einer Demonstration und Menschenkette mit jeweils über 2000 Teilnehmern gegen die Stationierung atomarer US-Mittelstreckenraketen (Pershing-II) in Mitteleuropa, ebenso 1991 an Protesten gegen den Golfkrieg und den Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Die zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr und deren Umbau zur Interventionsarmee werden in Flugblattaktionen und Veranstaltungen kritisiert.
Ständiges Thema der DFG-VK ist in Pforzheim die Auseinandersetzung mit dem 23. Februar 1945 und seiner Vorgeschichte, die Erforschung und Dokumentation der Lokalgeschichte 1933 bis 1945 und vor allem des Widerstands gegen Nazi-Terror und Eroberungskrieg.
Seit 1974 heißt es in der Grundsatzerklärung der DFG-VK wie der War Resisters’ International:
„Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuwirken“.
DFG-VK überregional
Die DFG-VK ist aus dem Zusammenschluß der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) mit der Internationale der Kriegsgegner (IDK) dem deutschen Arm der War Resisters International (WRI) und dem Verband der Kriegsdienstverweigerer entstanden. Die Deutsche Friedensgesellschaft wurde 1892 von Bertha von Suttner gegründet. Fünf ihrer Mitglieder erhielten den Friedensnobelpreis: Bertha von Suttner, Alfred H. Fried, Ludwig Quidde, Carl von Ossietzky und Albert Schweitzer. Die Internationale der Kriegsgegner wurde 1921 gegründet. Der Verband der Kriegsdienstverweigerer bei der Wiederbewaffnung der BRD 1958. 1968 schlossen sich zuerst die DFG mit der IDK zusammen und 1974 die DFG-IDK mit dem Verband der Kriegsdienstverweigerer zur DFG-VK. Zum hundersten Geburtstag der DFG-VK 1992 gab sich der Verband ein neues Grundsatzprogramm. Die DFG-VK ist der Deutsche Zweig der War Resisters International (WRI), die 1921 gegründet wurden. Die DFG-VK hat über 6000 Mitglieder (stand 2007).
Kontakt
DFG-VK Gruppe Pforzheim-Enzkreis:
- Gerhard Brändle
- Würmer Hauptstraße 65
- 75181 Pforzheim
Literatur
- Karl Schroth: "Und immer wieder für die Freiheit: Pforzheimer sozialdemokratische Arbeiterbewegung 1924-1939", Pforzheim (SPD-Kreisverband Pforzheim) 1977
- Jubiläumsschrift: 100 Jahre Deutsche Friedensgesellschaft. 100 Jahre Friedensarbeit in Pforzheim, Hrsg: DFG-VK, DGB, Friedensinitiative Pforzheim, Autor: Gerhard Brändle, Pforzheim, 1992